Schlawiener

Das "Rehkitz" ist der ideale Zufluchtsort für einen Mann, der sich von der Meute verfolgt fühlt. Im Gasthaus über den Dächern von Kitzbühel, wo sich der Jetset zum Skilaufen trifft, sitzt Karl-Heinz Grasser abgeschieden und doch unter Freunden; er dutzt sich mit den Kellnern und Gästen, die auch mal weghören, wenn Grasser seine Geldgeschäfte erläutert. Hier, ein paar Minuten entfernt von seinem Ferienhaus, in dem seine Frau Fiona Pacifico Griffini-Grasser alias Fiona Swarovski mit der kleinen Tochter und drei Familienhunden auf ihn wartet, lässt es sich gut in der Sonne sitzen: einen Golden Retriever zu Füßen, die Sonnenbrille im nackenlangen Haar, die sehr blaue Sweatshirtjacke, die das sehr blaue Blau der Augen unterstreicht, über die Stuhllehne geworfen, ein wärmendes Fell im Rücken, Ente und ein Glas Rotwein auf dem Tisch.
Es ist ein schöner Moment, doch sein Leben ist längst ein anderes, es ist das Leben eines Verdächtigen und eines Selbstverteidigers geworden. Grasser war von 2000 bis 2007 Österreichs Finanzminister, heute taucht sein Name in zahlreichen Korruptionsskandalen auf - immer wieder spielt er dabei eine zumindest dubiose Rolle.
// Ausschnitt aus: Schlawiener. Ein Portrait über den östrreichischen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Von Cathrin Kahlweit für die SZ.
// Kompletter Text als PDF: http://www.scribd.com/doc/49765479/SZ-Schlawiener
willdasgarnicht - 30. Mai, 13:47